Der Weg vom Studium zur Existenz als freiberufliche*r Übersetzer*in

Der Übergang vom Studentenstatus zum Berufsleben als freiberufliche*r Übersetzer*in erfolgt nicht über Nacht. Deshalb ist es umso wichtiger, sich früh in das Thema zu vertiefen, um das Projekt reifen zu lassen und bereits im Vorfeld verschiedene Aspekte der Unternehmensgründung voranzutreiben. Sobald Sie Ihr Studium abgeschlossen haben, sind Sie bereit, Ihre ersten Kunden zu akquirieren.

Erster Schritt: Berechnen Sie die Kosten für Selbständigkeit

Der erste wesentliche Schritt in jedem Unternehmen ist die Berechnung der Kosten für Ihren selbständigen Betrieb und Ihren persönlichen Bedarf. Mit persönlichem Bedarf meine ich die Kosten für die private Lebensführung (Wohnen, Essen, Unterhalt und Ausbildung der Kinder, Urlaub usw.). Er kann auch als Ihr „Gewinn“ bezeichnet werden. Übersetzer*innen haben im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen das Glück, dass sie nicht viel Ausrüstung benötigen. Dennoch ist dieser Schritt sehr wichtig, denn wenn Sie vergessen, bestimme Auslagen in die Kostenkalkulation einzubeziehen, müssen Sie diese später aus Ihrem Gewinn bezahlen.

Die Kosten können in drei verschiedene Kategorien unterteilt werden: 

  • Anschaffungskosten sind einmalige Ausgaben, wie EDV-Ausstattung, Möbel, Büromaterial usw.
  • Laufende Kosten sind Ausgaben, die auf einem Abonnement basieren oder jährliche/monatliche Ausgaben, wie Webhosting, Customer Relationship Management (Wenn Sie mit dieser Software nicht vertraut sind, klicken Sie hier, um mehr zu erfahren), Internetverbindung, Bankgebühren, Mitgliederbeitrag bei einem Übersetzerverband, Miete, Heizung usw. 
  • Steuern sind das Geld, das der Staat eintreibt, wie Umsatzsteuer, Einkommensteuer und Gebühren.

Nachdem Sie nun alle Ihre betrieblichen und privaten Ausgaben in einer Excel-Tabelle aufgelistet haben, können Sie einige Nachforschungen anstellen, um den genauen Preis für jeden Artikel zu ermitteln. Danach müssen Sie nur noch die Lebensdauer der einzelnen Artikel berechnen. 

Zum Beispiel: Ihr Computer hat 1000 Euro gekostet, und wir schätzen, dass er mindestens 5 Jahre lang funktionieren wird. Die vorzunehmende Berechnung:

Preis des Computersgeteilt durchdie LebensdauergleichJährlicher Sparbetrag für die Anschaffung des nächsten Computers
1000 €5 Jahre200 €

Durch die Kalkulation der Lebensdauer Ihrer Ausrüstung können Sie berechnen, wie viel Geld Sie beiseitelegen müssen, um sie zu erneuern, sobald dies notwendig wird. Sie können diese Berechnung für alle Einträge auf Ihrer Liste wiederholen, um eine Vorstellung von den jährlichen Kosten für Ihr Unternehmen zu erhalten.

Zweiter Schritt: Berechnen Sie die Anzahl der Tage, an denen Sie arbeiten werden

Seien Sie versichert, dass dieser Schritt viel einfacher ist als der Erste! Nehmen Sie einfach einen Kalender und zählen Sie die Anzahl der Arbeitstage im Jahr. Davon subtrahieren Sie Ihre Urlaubstage, Weiterbildungstage, die Zahl der Tage für die Neukunden-Akquise usw. 

Dritter Schritt: Berechnen Sie Ihre Preise

Jetzt sind Sie bereit für die Ermittlung Ihrer Preise! Um einen Tarif zu erhalten, teilen Sie die Kosten für Ihr Unternehmen für das Jahr (Erster Schritt) durch die Anzahl der Tage, an denen Sie arbeiten werden (Zweiter Schritt). Daraus können Sie ersehen, wie viel Umsatz Sie machen müssen, um alle Ihre persönlichen und betrieblichen Ausgaben zu decken.

Vierter Schritt: Definieren Sie Ihr Angebot

Um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, müssen Sie ein Fachgebiet finden, das wirtschaftlich wächst und in dem die Nachfrage nach Dienstleistungen hoch ist. Achten Sie auf Anzeichen dafür, dass eine Branche sich dynamisch entwickelt. Investieren Unternehmen in diesen Markt? Stellen sie ein? Gibt es eine große Anzahl von Übersetzern*innen in diesem Bereich? Nehmen Sie zum Beispiel die juristische Übersetzung: hier gibt es keinen Mangel an Projekten für Übersetzer*innen. Literarische Übersetzer*innen hingegen müssen hart arbeiten, um Projekte zu finden. Aber vergessen Sie nicht, dass es wichtig ist, den Bereich zu mögen, in dem Sie arbeiten wollen! Was ist sonst der Sinn von alldem? Darüber hinaus ist es wichtig zu bestimmen, welche Dienstleistungen Sie anbieten möchten: Übersetzung, Transkription, Dolmetschen, Lokalisierung usw.

Fünfter Schritt: Erfahren Sie mehr über Ihr Fachgebiet

Je eher Sie sich auf ein Fachgebiet spezialisieren, desto früher können Sie damit beginnen, sich weiterzubilden. Dazu können Sie Konferenzen besuchen, sich über die verschiedenen Verbände des Fachgebiets informieren, Pressespiegel lesen usw. Insbesondere können Sie damit beginnen, Terminologie zu recherchieren, um Glossare zu erstellen. Wenn Sie Ihre Motivation zur Weiterbildung zeigen, heben Sie sich von der Konkurrenz ab und gewinnen das Vertrauen Ihrer potenziellen Kunden.

Sechster Schritt: Marketing 

Sie kennen Ihre Preise, Ihr Angebot, jetzt ist es Zeit für konkretes Handeln! Sie müssen online sichtbar werden. Treten Sie Übersetzerverbänden bei, um in deren Datenbank aufgenommen zu werden. Nutzen Sie branchenspezifische soziale Netzwerke, wie ProZ, oder allgemeine berufliche soziale Netzwerk, wie LinkedIn. Wie bei den meisten Tipps in diesem Artikel, braucht es ein wenig Zeit dafür, sie umzusetzen. Es ist eine gute Idee, Ihre Website oder Ihre Profile in den sozialen Netzwerken sehr früh zu gestalten, damit Sie in den Suchmaschinen aufsteigen können. Achten Sie darauf, dass Sie Begriffe verwenden, mit denen Ihre potenziellen Kunden vertraut sind. Mithilfe von Google Trendskönnen Sie nach Schlüsselwörtern suchen. Diese Hinweise werden Ihnen helfen, Ihr berufliches Netzwerk zu erweitern.

Es liegt an Ihnen, eine effektive und gezielte Akquise-Methode anzuwenden! Die Wahl eines effizienten Management-Tools ist entscheidend, da es Ihnen hilft, Zeit zu sparen und produktiver zu sein. Jedoch ist die Auswahl nicht einfach. Es gibt Tausende von CRM-Systemen! Am einfachsten ist es, eine Tabelle zum Vergleich der verschiedenen Angebote zu erstellen. Sie können alle Optionen auflisten, die Sie für notwendig erachten, und entsprechend auswählen. Bisher haben meine Recherchen zu Axonaut geführt. Axonaut ist ein französisches CRM-System mit einem benutzerfreundlichen Interface, das eine Reihe von Optionen von Akquise bis zur Buchhaltung bietet. Ich habe zwei CRM-Systeme gefunden, die speziell für Übersetzer*innen erstellt wurden (und daher besser an deren Bedürfnisse angepasst sind): LSP.expert und Protemos.

Obwohl die Dauer für die Durchführung der einzelnen Projekte unterschiedlich ist, sagt man, dass es 12 bis 24 Monate dauert, um Ihre Geschäftsidee wirklich in die Tat umzusetzen.

So, nun hoffe ich, dass diese Hinweise Ihnen dabei helfen, ein*e freiberufliche*r Übersetzer*in zu werden!

Noémie Larzul


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