Übersetzer*in als Quereinsteiger*in in Frankreich: welche Herausforderungen?

Als ehemalige Kinderkrankenschwester war es nicht einfach, einen neuen Beruf zu wählen. Ich dachte, wie viele andere auch, dass ein gutes Sprachniveau in Englisch oder Deutsch ausreicht, um Übersetzerin zu werden. Tatsächlich ist es nicht zwingend, ein Diplom zu haben, um diesen Beruf auszuüben. Es ist jedoch ein großer Fehler, anzunehmen, dass die Beherrschung von ein oder zwei (oder mehr) Fremdsprachen genug ist, um Übersetzer*in zu werden.

Professionelles Übersetzen bedeutet, mehrere Fähigkeiten zu haben. Man muss zunächst die Kultur des Landes gut kennen. Dann ist es nötig eine Methode zu lernen. Es gibt verschiedene Übersetzungstypen und ebenso viele Techniken zu erwerben. Außerdem gibt es heute noch eine andere Schwierigkeit: die Technologie. Man muss Computerfähigkeiten haben, CAT Tools und maschinelle Übersetzungshilfen nutzen, um schneller und besser zu arbeiten.

Infolgedessen ist es wichtig und notwendig eine Ausbildung zu absolvieren. Verschiedene Arten von Ausbildungen werden angeboten. Jede*r kann selbst beschließen, was besser für ihn/sie ist.

Welche Ausbildungen gibt es?

Ich habe entschieden, alles von vorn anzufangen und zur Universität zu gehen. Meine Ausbildung ist die klassische, die fast alle Studierenden in meinem Master absolviert haben: ein Bachelor LEA (oder LLCER), das heißt ein Bachelor mit Fremdsprachen (Englisch und mindestens einer weiteren) und anschließend einen Master in Fachübersetzung. Natürlich existieren noch andere Studiengänge in Übersetzung.

Für Berufstätige, die nicht an die Universität zurückkehren möchten, gibt es aber auch andere Ausbildungsmöglichkeiten. Es gibt private Institute, wie zum Beispiel Edvenn, an denen man sich direkt auf eine bestimmte Fachrichtung spezialisieren kann.

Man kann auch eine duale Ausbildung absolvieren, zum Beispiel bei CFA Descartes oder ESTRI. Hier kann man das Studium mit dem Einstieg in den Beruf verbinden. Das ist eine weitere schöne Option, an die ich auch gedacht habe.

Es gibt auch staatlich zertifizierte Ausbildungen, die man zum Beispiel mithilfe spezifischer Websites wie Les recettes du traducteur („Qualiopi“-Zertifizierung) oder CLIP finden kann. Diese Zertifizierungen sind allerdings eher für diejenigen, die bereits als Übersetzer*in arbeiten, aber aufgrund mangelnder Spezialisierung oder schlechter Marketingstrategien Schwierigkeiten haben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren.

Wie treffe ich die richtige Entscheidung?

Welche Ausbildung man wählt, hängt auch von der Zeit und den Ersparnissen ab, die man hat. Die Alternativen lassen sich so zusammenfassen: Entweder entscheidet man sich für eine lange Ausbildung an der Uni, wie ich, die fast kostenfrei ist, aber fünf Jahre dauert, in denen man kein Geld verdient und für die man eine Finanzierung braucht, oder man entscheidet sich für eine kürzere Ausbildung, vielleicht auch mit stärkerer Berufsorientierung, aber die von privaten Unternehmen angeboten wird und dadurch teuer ist. In Frankreich gibt es das staatliche „ CPF “ System (Compte Personnel de Formation), für alle diejenigen, die schon gearbeitet haben. Hier bekommt man genug „Punkte“, um eine staatliche Finanzierung für die Ausbildung zu erhalten. Dieses Angebot hatte ich für eine andere Ausbildung bereits genutzt und infolgedessen konnte ich keine weitere Finanzierung beantragen.

Diese Entscheidung hängt vielleicht auch von den Grundfähigkeiten ab, die man hat. Ich wusste, dass ich ein gutes Niveau in Englisch und Deutsch hatte, aber ich hatte keine Ahnung vom Übersetzen. Heute weiß ich, dass mein Niveau nicht gut genug war. Es ist etwas anderes, ob man auf Reisen eine Fremdsprache spricht, oder ob man professionell übersetzen muss.

Da ich vorher in einem ganz anderen Bereich berufstätig war, habe ich mich für ein langes Uni-Studium entschieden, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt, vor allem in finanzieller Hinsicht. Aber wer beispielsweise bereits zwei Muttersprachen hat oder schon lange als Dolmetscher*in arbeitet, wird vielleicht eine andere Wahl treffen. Jeder muss wissen, was sein*ihr Ziel ist und welche Kompetenzen man hat. Es kann relevant sein, eine Bilanz der eigenen Fähigkeiten zu erstellen, um sich selbst besser kennen zu lernen.

Warum ist es schwieriger für Quereinsteiger*innen?

Eines scheint klar: Die Finanzierung ist ein wichtiger Aspekt eines Quereinstiegs. Aber es ist nicht der einzige. Eine moralische Unterstützung bedeutet auch sehr viel, insbesondere wenn die Ausbildung lange dauert. Ein Studium als Quereinsteiger*in zu absolvieren, ist schwieriger als direkt nach dem Abitur.

Für mich gibt es zwei Hauptgründe für diese Schwierigkeiten, die aber miteinander zusammenhängen.

Erstens ist man als Quereinsteiger*in meistens schon etwas älter. Man ermüdet leichter und es wird komplizierter, mit dem Lerntempo Schritt zu halten. Manche sind auch schon Eltern. Dann wird es notwendig, eine gute Organisation zu finden und die Unterstützung seines Umfelds zu haben.

Zweitens ist seit dem letzten Studium vielleicht schon lange Zeit vergangen, wie bei mir, oder vielleicht macht man zum ersten Mal ein Studium oder eine Ausbildung. Daran muss man sich erst gewöhnen. Ein Studium zu absolvieren ist nie einfach, aber meiner Meinung nach ist es nach einer langen Berufszeit noch schwieriger. Wieder in die Schule zu gehen ist etwas, auf das man vorbereitet sein muss.

Trotz der Schwierigkeiten lohnt es sich: ihr seid dran!

Nach vier Jahren kann ich sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Übersetzer*in ist ein schöner Beruf, in dem man aufblühen kann. Es ist auch ein verantwortungsvoller Beruf. Deswegen ist es notwendig, eine gute Ausbildung zu absolvieren. Hoffentlich habt ihr in diesem Artikel einige Antworten auf eure Fragen gefunden.

Wahrscheinlich ist es in Deutschland anders, da schon das Studiensystem nicht das gleiche ist, aber das ist eine andere Geschichte…

Emmanuelle Ambert


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