Ein Master in Übersetzung – und dann?

Prima, du bist jetzt ein ausgebildeter Übersetzer*), aber was wirst du nun machen? Als „Neuling“ 🙂 in der Arbeitswelt hast du sicherlich viele Fragen, zum Beispiel: Wie kann ich konkret arbeiten, wo kann ich anfangen, was soll ich zuerst machen? Es gibt viele Möglichkeiten nach dem Studium. Aber das erste „Must“ ist, sich Erfahrung anzueignen, also sollte man in diesem Sinne planen. Als junger Übersetzer hast du noch nicht genug Berufserfahrung, aber keine Panik, dieser Artikel ist da, um dir zu helfen. Du solltest zuerst wissen, dass es für einen Übersetzer zwei Hauptmöglichkeiten nach dem Studium gibt: Du kannst in einer Agentur anfangen oder freiberuflich arbeiten. Wir werden dir diese beiden Möglichkeiten vorstellen.

Zuerst in einer Agentur Erfahrungen sammeln

Nach deinem Master in Übersetzen und angesichts der Frage, welchen Weg du nun verfolgen möchtest, hast du alle möglichen Alternativen geprüft und dir überlegt, ob du deine Karriere in einer Agentur beginnen solltest. Damit hast du gerade den ersten Schritt auf dem Weg zu deinen Karrierezielen geschafft.

Eine eigene Karriere in einer Übersetzungsagentur zu beginnen, ist eine der schnellsten und effektivstenMöglichkeiten, vielfältige Erfahrungen im Übersetzen zu sammeln. Du wirst erfahren, wie ein solches Unternehmen funktioniert, wie es Kunden sucht und findet und welche Verwaltungsverfahren du hier antreffen kannst.

Eine Übersetzungsagentur ist ein Dienstleister, der Sprachdienstleistungen durch Fachleute erbringt. Bei einer Übersetzungsagentur sind die Übersetzer Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten. Als Muttersprachler und Fachexperten sind sie mit der branchenspezifischen Fachterminologie vertraut. So können sie feine sprachliche Nuancen erkennen und diese präzise für ein ganz bestimmtes Ergebnis übersetzen.

Die Übersetzungsagentur stellt den Kontakt zwischen Kunden und Übersetzern her, um ein Projekt umzusetzen. Hier zu arbeiten ermöglicht es dir, dich für deine berufliche Entwicklung zu qualifizieren. Denn hier wirst du Erfahrungen im Bereich der Unternehmensführung sammeln und kannst dir sicher sein, dass du bei der Gründung deines eigenen Unternehmens nicht scheitern wirst, weil du schon alle wichtigen Vorgänge kennengelernt hast.

Vielfalt der Dienstleistungen

Im Laufe deines Studiums hast du sicher gelernt, dass es nicht immer nur um Übersetzen geht, sondern auch um Revision, Post-Editing, Lektorat. Das Angebot von Übersetzungsbüros umfasst außerdem Lokalisierung, Transkreation, Videospiellokalisierung, Content Writing und viele andere sprachbezogene Dienstleistungen, die sich angesichts der rasanten Entwicklung neuer Technologien exponentiell erweitern. In jedem Projekt kommt ein bestimmter Aspekt der Spezialisierung zum Tragen. Bei dieser Art von Spezialisierung geht es nicht nur um den Text, den man übersetzen soll, sondern vielmehr um die Frage, wie wir unsere sprachlichen Fähigkeiten am besten zum Ausdruck bringen können. In einer Agentur zu arbeiten, bedeutet also nicht nur, dass du dich mit den unterschiedlichen sprachbezogenen Dienstleistungen auseinandersetzen kannst, sondern auch, dass du die Zeit hast, dich mit jeder von ihnen vertraut zu machen, und zwar ohne jeglichen Druck, sodass du am Ende entscheiden kannst, welche Dienstleistung dir am meisten liegen, wenn du dich selbstständig machen oder sogar in einem Unternehmen arbeiten möchtest.

Kompetenzen erweitern

Erste Schritte in einem Übersetzungsbüro sind also eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln, die mit der Zeit sehr wertvoll sein werden. Das bedeutet, dass du hier deine Fähigkeiten verbessern und weiterentwickeln kannst. Nach unserer Übersetzerausbildung sind wir nicht immer optimal vorbereitet, was das Sprachniveau und einige andere Fähigkeiten und Kenntnisse angeht, die wir unbedingt haben müssen, um ein guter Übersetzer zu sein. Das ist uns oft bewusst, doch wenn wir uns die Anstrengungen vergegenwärtigen, die wir für unsere kontinuierliche Weiterbildung aufbringen müssen, sind wir sehr schnell entmutigt und geben uns manchmal mit dem wenigen Wissen zufrieden, das wir besitzen. Auch hier spielt die Agentur mit ihrer kollaborativen, interaktiven Umgebung eine wichtige Rolle, da sie es dir ermöglicht, dein Bestes zu geben, ohne dass du es wirklich merkst. So bietet dir diese Arbeitsumgebung zum Beispiel die Möglichkeit, deine Sprachkenntnisse zu verbessern. Wir dürfen nicht vergessen, dass man immer in seine Muttersprache übersetzt (um mehr darüber zu erfahren, kannst du den folgenden Abschnitt lesen: Freiberuflich arbeiten ist eine vorteilhafte Lösung!).Die Kenntnisse in der Muttersprache und Fremdsprache ergeben sich aus den Lektüren, Übersetzungen, Korrekturen und Terminologie-Recherchen, die du für die verschiedenen Aufträge jeweils durchführen musst.

Du musst auch deine Computerkenntnisse weiterentwickeln. Die Übersetzungsagentur macht dir das besonders leicht, denn sie verfügt über alle Materialien für computergestützte Übersetzungen (CAT), die du benötigst. Diese Ausstattung steht dir kostenlos zur Verfügung. Besser noch, in manchen Fällen trainieren Agenturen sogar ihre Mitarbeiter im Umgang mit diesen Tools. Wie wäre es, wenn du davon profitierst und deine Kompetenz auf diese Weise erweiterst? Du kannst dir sicher vorstellen, dass es für einen freiberuflichen Übersetzer extrem teuer ist, diese Software zu erwerben oder solche Trainings zu finanzieren.

Außerdem kann die Arbeit mit anderen dir helfen, deine Fähigkeiten im Projektmanagement zu entwickeln oder zu stärken. Die Zusammenarbeit, das Erstellen von Arbeitsplänen, das Verfolgen des Auftrags von Anfang bis Ende, die Fähigkeit, Lösungen zu finden, wenn es eine Blockade gibt, proaktiv zu sein und eine gute Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren des Projekts zu gewährleisten, werden dir auf jeden Fall dabei helfen, deine Kompetenzen zu vergrößern. Dazu zählt auch die schnelle und gezielte Recherche, um eine qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern.

Der Weg zur eigenen Spezialisierung

Übersetzungsagenturen haben den Vorteil, dass sie Kunden auf verschiedenen Ebenen gewinnen, sei es im technischen Bereich (Industrie, Maschinenbau, Unternehmen), im institutionellen Bereich (internationale Organisationen, Ämter, Stadtverwaltungen), in  Bereichen der Information und Kommunikation (Pressemitteilungen) oder im Verlagswesen  (Buchübersetzungen). In einem Wort: Der Übersetzungsmarkt ist sehr breit und betrifft viele verschiedene Tätigkeitsbereiche. Wenn du in einer Agentur anfängst, hast du die Möglichkeit, einfach an einer Stelle anzufangen, anstatt alles auf einmal übersetzen zu wollen. Dabei legt die Agentur einen gut organisierten Weg fest, der es dir ermöglicht, zwischen den Themen, die hier bearbeitet werden, hin- und herzuwechseln. Da Wiederholung die Mutter des Lernens ist, möchten wir an dieser Stelle noch einmal betonen, dass die Arbeit in einer Agentur es dirlangfristigermöglichen wird, deinen Kundenstamm zu definieren, den du dir aufbauen möchtest.

Nun werden wir dir einen weiteren Weg vorstellen, der für dich eine Alternative oder der nächste Schritt sein könnte: die Arbeit als freiberuflicher Übersetzer.

Freiberuflich arbeiten ist eine vorteilhafte Lösung!

Was ist eigentlich freiberufliches Übersetzen?

Wenn du eine freiberufliche Tätigkeit ausüben möchtest, solltest du zuerst wissen, was es ist und wie man das macht. Freiberuflich zu arbeiten bedeutet einfach, dass man für sich selbst arbeitet und nicht für einen Arbeitgeber. Das bietet natürlich viele Vorteile! Wenn du Flexibilität und Freiheit möchtest, ist diese Laufbahn perfekt für dich! Du kannst entscheiden, wann und wo du arbeitest, welche Projekte du annehmen möchtest, mit welchen Kunden du arbeitest, wie viel du arbeitest usw. Wenn du denkst, dass das genau das Richtige für dich ist, solltest du jetzt weiterlesen.

Die Frage ist nun: Wie macht man sich selbständig? Einer der wichtigsten Punkte wurde bereits erwähnt, aber eine Erinnerung ist immer nützlich: Man übersetzt überwiegend in die Muttersprache. Das ist auch ein großer Vorteil, wenn man aus der Umgangssprache übersetzt oder bildliche Ausdrücke übertragen muss. Vielleicht sprichst du sehr gut Englisch, aber glaubst du, dass du einen Film oder ein Gedicht ins Englische übersetzen kannst? Übersetzung ist nicht so einfach!

Außerdem solltest du wissen, dass du mindestens eine Fremdsprache sehr gut beherrschen und die zugehörigen Kulturen kennen musst. Eine der ersten Fragen ist also, welche Sprache du wählen wirst (oder gewählt hast). Deine Wahl hängt davon ab, für welche Sprachen du dich interessierst, oder welche Sprachen du mehr oder weniger gut beherrschst. Aber du solltest wissen, dass Englisch den größten Anteil am Übersetzungsvolumen hat, daher ist es eine Sprache, deren Übersetzung nicht sehr gut bezahlt wird. Um ins Englische (oder aus dem Englischen) zu übersetzen, solltest du unbedingt ein oder mehrere Fachgebiete anbieten. Da du in deine Muttersprache übersetzt, muss die Grammatik absolut korrekt sein, die Formulierungen sollten treffend sein, und du solltest überflüssige Wörter und Worthülsen vermeiden. Wir wissen, dass das erst einmal erschreckend klingt, aber keine Sorge: Learning by doing ist sehr effizient!

Ein weiterer wichtiger Punkt, wenn du freiberuflich arbeiten möchtest: Du solltest einenansprechenden Internetauftritt erstellen lassen. Die Homepage ist der erste Weg, sich bekannt zu machen. Du wirst hier zum Beispiel dein professionelles Leistungsspektrum vorstellen, um Kunden anzuziehen. Eine weitere Lösung als freiberuflicher Übersetzer ist es, mit Agenturen zusammenzuarbeiten.

Wie arbeitet man als freiberuflicher Übersetzer?

Nun weißt du, was es bedeutet, ein freiberuflicher Übersetzer zu sein, aber du fragst dich jetzt wahrscheinlich, worin die konkrete Arbeit besteht. Zuerst solltest du wissen, dass man als Freiberuflerauch für die operativen und administrativen Aufgaben zuständigist, wie das Marketing, die Öffentlichkeitsarbeit, das Kunden- und Projektmanagement, die Rechnungsstellung und vieles mehr. Kurz: Du brauchst ein Verkaufstalent und gute Kommunikationsfähigkeiten.

Wenn du dich dazu nicht bereit fühlst, kannst du auch mit einem Übersetzungsbüro zusammenarbeiten. Die Vorteile sind, dass es dir die organisatorischen Tätigkeitenabnimmt, dass es alsMediatorfungieren kann, und dass es Erfahrung darin hat, die richtigen Aufträge an die passenden Übersetzer zu vermitteln. Der einzige Nachteil ist, dass man nicht völlig frei ist, bei der Wahl der Aufträge.

Als Freiberufler sollte man passende berufliche Versicherungen abschließen, aber deren Preis muss natürlich erst einmal erwirtschaftet sein. Was auch sehr wichtig ist, ist die Beziehung zu deinen Kunden. Der Kontakt soll angenehm und produktiv sein. Wenn du gründlich und zuverlässig arbeitest, dürftest du normalerweise keine Probleme haben!

Wir denken, diese Punkte sind jetzt klar, aber es ist auch wichtig zu beachten, dass ein freiberuflicher Übersetzer über mehrere verschiedene Kompetenzen verfügen muss. Wie wir schon gesagt haben, ist es wichtig, ein Verkaufstalent und gute Kommunikationsfähigkeiten zu haben, aber das reicht nicht aus! Weitere wesentliche Fähigkeiten sind, keine Angst vor der Technik zu habenund schnell zu sein bei der Suche von Informationen im Internet.

Ein letzter Punkt: die Weiterbildung. Die Arbeitssprachen verändern sich kontinuierlich und die meisten Fachgebiete entwickeln sich ständig weiter, deshalb solltest du dein Wissen immer als ausbaufähig betrachten. Wie bereits erwähnt, ist dieser Punkt auch wesentlich, wenn du in einer Agentur arbeitest, aber wenn du freiberuflich arbeitest, beschließt du selbst, was du machen willst und welchen Kompetenzen du besondere Aufmerksamkeit widmest. Ein freiberuflicher Übersetzer mussallein überseine Spezialisierung entscheiden. Es liegt bei ihm, seine eigeneRecherchezumachenunddie Bereiche auszuwählen, in denen er arbeiten wird, im Gegensatz zu der Anstellung in einer Agentur (siehe oben).

Status und Preiskalkulation

Wenn du bis hierher noch keine Angst bekommen hast, kannst du ruhig weiterlesen! Jetzt werden wir dir die geschäftlichen Aspekte erklären: Zunächst solltest du beachten, dass Übersetzer in Deutschland selbständig tätig sein können, das heißt, dass sie keinen Gewerbeschein brauchen. Die Freiberuflichkeit muss aber vom Finanzamt anerkannt werden, du musst dich also anmelden. Du musst in diesem Fall keine Sozialversicherung abschließen. Und wenn es dich beruhigen kann: Du musst zwar die Steuererklärung selbst machen, aber das ist weniger komplex als bei einem Geschäftsführer einer GmbH!

Wenn du freiberuflich arbeitest, musst du zwangsläufig auch deine Preise kalkulieren und daher nach verschiedenen Kriterien den Wert deiner Übersetzung bestimmen. Zum Beispiel hat eine Normseite einen Standardpreis von 17,50 Euro. Aber Vorsicht, denn das Honorar für Übersetzungen kann je nach Art der Übersetzung, der Länge des Textes und der Sprachkombination unterschiedlich sein. Du kannst pro Seite, pro Zeile oder pro Wort kalkulieren. Oder auch pro Stunde! Aber auf jeden Fall solltest du wissen, dass es nicht einfach ist, als freiberuflicher Übersetzer Geld zu verdienen. Zwar wirst du viele Freiheiten haben, besonders was die Wahl deiner Arbeitszeiten und Arbeitsorte betrifft, aber man muss bereit sein, Opfer zu bringen, denn du solltest ständig erreichbar sein, auch am Wochenende oder vielleicht sogar nachts, und du wirst wahrscheinlich auch mit deinen Kunden viel verhandeln müssen.

Zum Schluss wollten wir dir noch ganz schnell erklären, wie du erfolgreich werden kannst. Es ist eigentlich ganz einfach: zuerst brauchst du eine gute Ausbildung. Dann vergiss nie, dich weiterzubilden, und achte darauf, dass du viele verschiedene Kompetenzen hast. Ein gewisses Talent und ein bisschen Glück sind immer gut, aber das Wichtigste ist natürlich, von seiner Arbeit überzeugt zu sein und mit Leidenschaft zu arbeiten!

*) Wir haben uns aus Gründen der besseren Lesbarkeit für die Verwendung des generischen Maskulinums entschieden.

Violaine Glatt

Stella Audrey Lamere


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